Kuschelspiele

Casual Games – schwach wie eine Flasche leer?

Wenn Ballerspiele die dunkle Seite der Macht repräsentieren, dann sind diese Spiele die helle Seite. Sie sind süß, sie sind knuffig-bunt und vor allem: ohne Schießen, ohne böse Gewalt und leider oft auch ohne Anstrengung, ohne Herausforderung. Sie sind: die Kuschelspiele.

Kuschelspiele sind Spiele für alle. Sachen, die für alle sind, sind meistens schlecht. Eine ganz besondere Sparte der Kuschelspiele sind die sogenannten Casual Games (Kaugummi in den Mund und sprich: Käschuäl Gäehms). Die sind gerade voll im Trend und ein Multi-Milliarden-Euro-Markt. Sie zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass die Einstiegsschwelle sehr niedrig ist, sie billig oder gar kostenlos sind und Erfolgserlebnisse schnell eintreten. Fast alle Handy-Spiele zum Beispiel sind Casual Games.

Ein frühes, aber immer noch sehr populäres Casual Game ist das in Microsoft Windows enthaltene Patience-Spiel »Solitär«. Ich kenne viele Leute, die schwer »Solitär«-süchtig sind. Lustigerweise sind das fast alles Frauen. Tja – rich- tige Männer spielen natürlich nur das Kreuzer-Online-Badewannenrennen.

Sind Kuschel- und Casualspiele schwach wie eine Flasche leer? Jein! Der Optimist sagt: »Sie spielen Geld in die Kassen der Entwicklerstudios, damit die auch mal ein gutes, schön komplexes, schön schweres oder schön deprimierendes Spiel entwickeln können.« Der Pessimist fragt: »Beispiel Musik: Haben die Millionen, die Dieter Bohlen mit Schrott verdient hat, zu besserer Popmusik geführt?« Optimist: »Nicht direkt. Aber das viele Geld im System Popmusik ist vielleicht der Grund dafür, dass es heute mehr gute Musik gibt als jemals zuvor.« – »Kann sein«, sagt der Pessimist, »aber das Gute ist irgendwo im Untergrund, wo es nur wenige sehen.« – »Okay, darum beschäftigt sich die nächste Kreuzer-Spieleseite nur mit coolen Independent-Underground-Spielen.« Pessimist: »Juhu!«

Andreas Raabe

erschienen im kreuzer 02.08

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