Über »Killerspiele«, Streubomben und Pazifismus
Ich habe einige Zeit »Battlefield 2« gespielt. Das ist ein teambasierter Online-Shooter, ähnlich dem bekannten »Counter Strike«. Die eindrücklichste Erfahrung, die mir dieses Spiel gegeben hat, ist eine zutiefst pazifistische: an der Front liegt die Überlebenszeit bei einer Minute, vielleicht zwei. Krieg ist die Hölle.
Es gibt viele gute Argumente gegen ein Verbot von sogenannten »Killerspielen«. Eines heißt: Zensur findet nicht statt. Steht so im Grundgesetz. Ein zweites ist: Es handelt sich um Fiktion. Niemand wird verletzt, niemand tötet, niemand stirbt. Drittens: Der Jugendschutz in Deutschland gehört bereits jetzt zu den härtesten der Welt. Viele Spiele kommen nur stark geschnitten oder gar nicht auf den hiesigen Markt. Wirklich ekelhafte Spiele, wie das Folterspiel »Manhunt« oder der berüchtigte »KZ-Manager«, sind in Deutschland verboten.
Viertens: Es geht um Erwachsenenunterhaltung, »keine Jugendfreigabe« steht da drauf. Ein Erwachsener muss selbst entscheiden dürfen, ob er Spiele wie die hier besprochenen spielen will. Wird die Verbreitung solcher Spiele mit Gefängnis bedroht, wie es der CSU-Entwurf zum »Killerspiel-Verbot« tut, dann ist das glasklare Bevormundung – und das in einem Land, in dem Firmen politisch protegiert werden, die Streubomben herstellen.
Das tut zum Beispiel die Euro Rocket System GmbH aus Röthenbach. Und das liegt – genau: in Bayern.
So, nun aber mit offenem Visier: Wut, Hoffnungslosigkeit, Wahnsinn und scharfe Knarren im Schrank – das alles hat Robert S. in Erfurt zum Amokläufer gemacht. An allem, außer seinem Wahnsinn, kann man getrost der Bildungs-, Waf- fen- und Sozialpolitik die Schuld geben. Der Politik fällt dazu aber nur eines ein: Computerspiele. Das ist armselig. und es ist gefährlich in seiner Ignoranz gegenüber den Problemen einer ganzen Generation. Wir sind an einem Punkt, wo Schüler Amok laufen, weil sie kein Abitur machen dürfen. DAS ist krank!
Andreas Raabe
erschienen im kreuzer 01.08