Meditieren will gelernt sein, der Bitprof empfiehlt aber, danach den Mund zu halten
Ja, ja, werden Sie jetzt denken. Jetzt kommt schon wieder so eine aus der Luft gegriffene Rechtfertigung für diese stupide, wertvolle Lebenszeit unwiederbringlich vernichtende Computerspielerei. Und ich gebe zu, das, was jetzt kommt, ist wirklich ein dickes Ding. Aber das macht es nicht weniger wahr, das können Sie mir glauben.
Nun ist es ja auch die Aufgabe eines Bitprofessors, der seinen Namen verdient, dicke Dinger rauszuhauen. Also hier kommts: Computerspielen ist die Meditation der Jetztzeit. Was hyperkluge und/oder verrückte Frauen und Männer früher in einsamen Höhlen hoch über der Wüste taten, das tun sie jetzt vor der elektronischen Rechenmaschine. Sie pusten ihr Gehirn ins Nirvana. Nein, dieses Bild war unpassend, obwohl es uns daran erinnert, dass Courtney Love in ihren guten Jahren mindestens der zweitbeste weibliche Rockstar war, den es je gegeben hat.
Hätte man Zarathustra zum Beispiel vorgeworfen, seine Jahre in der Wüste wären unwiederbringlich vernichtete Lebenszeit gewesen? Nein, hätte man nicht. Gut, der Mann hat so gut wie alle morgen- und abendländischen Religionen begründet, nachdem er aus seiner Höhle gekrochen kam. Und da liegt das Problem – beim herauskriechen, denn wohin hat das geführt? Genau: Mord und Totschlag. Außerdem die Vernichtung von Mutter Natur, ich rede von Umweltverschmutzung, die eine Folge des reformierten, calvinistischen Monotheismus ist, der selbst wiederum eine Folge des Zarathustrismus ist.
Wäre der alte Weise doch in seiner Höhle geblieben und hätte weiter meditiert, statt den Quatsch, den er sich dabei ausgedacht hat, aufzuschreiben. In diesem Sinne wäre Meditation, gepaart mit Nichtssagen beziehungsweise Nichtsschreiben, ein Beitrag zur Rettung der Welt gewesen. Also darf ich jetzt nichts mehr sagen.
Stumm zieht den Hut,
Ihr Andreas Raabe
erschienen im kreuzer 07.09