Phallussymbole in Computerspielen: Der Bitprofessor beschäftigt sich mit einem delikaten Thema
Mentulatus! Bananen, Hochhäuser, Boliden, Schießprügel – die Welt der Computerspiele ist voll mit Symbolen, die inzwischen veraltete psychologische Theoriegebilde sofort mit dem primären männlichen Geschlechtsorgan (lat.: mentula) in Schlachtstellung assoziieren würden. Auch wenn die besagten Theorien in Ländern, durch deren Hauptstadt die Seine fließt, ganz besonders geliebt werden, heißt das keineswegs, dass ihnen nicht auch ein Quantum (sic!) Wahrheit innewohnen könnte.
Die psychologische Theorie nach Sigismund Schlomo Freud ist an deutschen Universitäten nicht gern gesehen und muss zudem in der Methodenlehre aller Fächer als Paradebeispiel für eine Pseudowissenschaft herhalten. Intersubjektive Nachprüfbarkeit und Falsifizierbarkeit, wichtige Wissenschaftskriterien, würden ihr fehlen, sagt man. In Frankreich, dem Land von Liebe und Baguette, ist das bekanntlich anders. Hier wird Freud gelehrt, als hätten wir das Jahr 1930, woran der Psychoanalytiker und ehemalige Jesuitenschüler Jacques Lacan nicht ganz unschuldig ist.
Doch zurück zum Thema: Das phallische Objekt in der Hand des Spielers – groß und allmächtig soll es sein! Welche Verlockung bergen Schwert, Zepter, Sturmgewehr? Oder die Hochhäuser aus SimCity? Und dann das Schießen! Warum wird in Computerspielen immer aus steil nach vorn ragenden Rohren geschossen? Die Antwort des Herrn Freud wäre einfach: Jungs müssen, von Kastrationsangst getrieben, durch Präsentation ihres Geschlechts beweisen, dass sie eben nicht kastriert sind. Aus diesem Grunde tragen Männer Schlipse, schwingen E-Gitarren und sind nicht nur in Computerspielen ständig auf der Suche nach dem allergrößten Ballermann. So würde Freud sagen. Und das alles ist ja – welch Glück! – nicht falsifizierbar.
Mit höflichem Diener grüßt Ihr
Andreas Raabe
erschienen im kreuzer 06.09
Stuttgart ist eh le4ngst kein Stuten-Garten mehr, he4ssliche Stadt.Auch wenn ich der Meinung bin, dass man die ESL genauso gut WC3+CS nenenn kf6nnte (da die wohl nur diese zwei Spiele kennen), finde ich es trotzdem traurig.Ich verstehe nicht, warum man sofort wieder auf die Videospiele losgeht.Um sich vor der Verantwortung zu drfccken? Um schnell der Bequemlichkeit halber irgendeinen Sfcndenbock auszuwe4hlen, auch wenn keiner daran glaubt? Oder gar, dass sich das Volk nur um dieses Thema schert und sich damit Scheuklappen aufsetzt, damit es nicht mitbekommt, dass viel schlimmere Verfassungsbrfcche nebenher ablaufen? Oder will man einfach austesten, wie viel Kontrolle man fcber die Medien auf das Volk ausfcben kann, oder wie dumm und beeinflussbar man es bereits gemacht hat?Fragen fcber Fragen. Ich glaube, es ist irgendetwas dazwischen. Wfcrde mich brennend interessieren, was ffcr Ple4ne die da schmieden. Eins ist sicher, hier geht es um weit mehr als Kinderpornografie oder Computerspiele