Die große, düstere Parabel

Mail Nummer eins: »Hi Andreas, Please keep in mind that ›The Path‹ is a Slow Game. If you try to play it too efficiently, you won’t enjoy it. Just play a bit. Leave it alone for a while. Daydream about it. Let it come to you.«
Wahrscheinlich haben Auriea und Michaël aus Gent in Belgien gedacht: Hm, schicken wir diesem suspekten kreuzer-Schreiberling lieber einen kleinen Ratschlag zu unserem süß-gruseligen Spiel namens »The Path«.
Das finde ich sehr nett von den beiden. Außerdem ist es ein schöner Ratschlag und universell noch dazu. Man muss in der Mail Nummer eins nur »The Path« mit »Leben« oder »Liebe« ersetzen (also eigentlich mit »life« oder »love«). Versuchen Sie das mal!

Ich soll es also kommen lassen. Ich soll dran denken, dass es ein langsames Spiel ist, und bloß nicht versuchen, effizient zu sein. Ich soll über das Spiel tagträumen.
Doch weil ich mich gerade in einer dieser Lebensphasen befinde, die einem wenig Zeit für Tagträume lassen, schicke ich das Spiel einer überaus süßen, hübschen und weiblichen Person. Nachts um zwei erhalte ich eine Antwort.

Mail Nummer zwei: »Lieber Andi, Genial! Boah, ist das gruselig. Ich bin so ein Mädchen mit Holzbein und laufe ganz langsam durch den Wald. Kannst du rennen? Ich hab fast nen Herzinfarkt bekommen, als Merle (Mitbewohnerin der Autorin; Name geändert) draußen das Licht ausgemacht hat. Obwohl es verträumt ist, hab ich schrecklich Angst, gleich gefressen zu werden. Eben ist schon ein Geister-Mädchen an mir vorbeigerannt. Am gruseligsten ist aber, wenn ich so singe oder summe. Das ist wie früher bei Oma, wenn ich mich nicht allein hoch ins Bett oder in den Keller getraut habe. Da sollte ich auch immer singen zum Zeichen, dass alles okay ist. Ich glaub, ich mach mir besser noch eine Schokomilch vor dem Einschlafen, sonst träum ich noch von diesem Triphop-Trainspotting-für-Mädchen-Trip.«

Ja, so hat es sich tatsächlich zugetragen. »The Path« wurde hergestellt vom belgischen Independent-Studio Tale of Tales, in dessen Zentrum Auriea Harvey und Michaël Samyn stehen. Seit 1999 machen sie Konzept- und Medienkunst und Spiele. »The Graveyard« heißt ein weiteres Kleinod der beiden (kreuzer 05.09).
Das junge Mädchen, der dunkle Wald, der böse Wolf und der Weg, auf dem man bleiben soll – die große, düstere Parabel aus dem Märchen vom Rotkäppchen, davon handelt »The Path«. Man steuert eine von sechs Schwestern mit dem Auftrag, Kuchen zu Großmutters Häuschen tief im Wald zu bringen – und mit der Weisung »Stay on the path«, komm nicht vom Weg ab. Nein, das tun wir nicht. Doch die Verlockung liegt im Wald. Dort gibt es Wunder zu entdecken – auf die jede der Schwestern anders reagiert –, und dort lauert der Schauerliche, der böse Wolf. Trifft man auf ihn, ändert sich alles.

Dieses Spiel spielt auch mit uns, mit Fantasien, mit dem Verstand, mit dem Mythos. Es ist unheimlich ästhetisch, nachdenklich und nun ja – nennen wir es einfach Kunst.
Ist das etwas ganz Neues? Ja, das ist es. Knappe 6,90 € sollte der interessierte Spieler in den Download investieren. Es lohnt sich und ist außerdem eine Investition in eine größere und schönere Zukunft der Computerspiele.

Andreas Raabe

erschienen im kreuzer 06.09

Ein Gedanke zu „Die große, düstere Parabel

  1. Leandro

    Also Pressefreiheit ja, aber alles hat ja Grenzen! Hunde einschläfern, nur weil sie ne mettimbse Rasse sind? Und was ist mit dem lieben Rotti, der so brav sein Frauli jeden Tag begleitet! Die alte Dame, die ihn schon fcber 10 Jahre hat und fcber alles liebt? Weg nehmen? Den Familienmitglied tf6ten? Weil er ein Kampfhund ist?!? Das ist doch ne Frechheit. Ich hab nen Hund- 5 kilo Hund vor demb4haben manche Menschen auch schon Angst wegen dieser Hetze die zur Zeit in Medien so modern ist! Ein 5kg Hund muss ich zur Seite ziehen und mich davor stellen, damit ein Kind, das panische Angst hat, vorbeigehen kann ohne in die Hose zu machen! Gratuliere, sowas haben die Eltern, die den Medien so alles glauben, erreicht. Sie erziehen neuen Generation Hundehasser und alles nur dank Medien. Wie wird es in 100 Jahren ausschauen? Alle Tiere tot, nur weil sie im Weg stehen, gefe4hrlich oder nutzlos sind?Und das schlimmste sind sogenannten Journalisten die fcber ein Thema schreiben, wo sie NULL Ahnung haben. Zuerst informieren, recherchieren und dann Mund auf! Im Fall von Frau CH.T. am Besten einfach nur Mund zu und ab nach Hause!

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