Es ist der Salat, Dööspaddel!

Der Bitprof war im Theater, beweist die Philosophie im Spiel und erzählt einen Schwank aus seiner Kindheit

»Da haben wir den Salat«, sagt der Philosoph, wenn er am Leipziger  Centraltheater arbeiten und das Hausblatt »Lose Blätter« vollschreiben muss. Das erinnert mich an meine Tante Renate. Die schimpfte gerne in breitem Mecklenburgisch: »Nu hest du den Salot, du Dööspaddel!« »Ik heff keen Tid för dien Gesabbel, Olle«, antwortete ich schlagfertig und machte einen Pfeifton mit meiner Seemannspfeife für Kinder. Doch eigentlich fand ich diese Art von Tadel sehr passend, denn ich hasste Salat. Besonders jenen aus alten gerebelten Möhren, den es in der Schulspeisung gab.

Aber wir waren ja beim Theater: Ich war letztens drin. Jemand hatte Freikarten besorgt und es ging um Sachsen und Indianer. Mir tat vom stundenlangen Sitzen der Hintern weh und schräg hinter mir saß jemand – ein Banker oder Handyverkäufer wahrscheinlich – der immer an den falschen Stellen laut gelacht hat, der überhaupt die ganze Zeit lachte, obwohl es gar nicht lustig war. Entweder ist das ein ins Publikum geschmuggelter Schauspieler, dachte ich, oder ein ganz übles Beispiel für Drogenmissbrauch.

Das Theater sei zu philosophisch geworden, behauptet jedenfalls der Autor der centraltheatralen Lose-Blätter-Schrift, die ich mir beim Besuch im Tempel der Hochkultur in die Jackentasche gestopft habe. Die Zuschauer würden sich langweilen und deshalb müsse alles entphilosophiert werden. Darum macht man jetzt Stücke mit Indianern. Das Computerspiel hat sowas nicht nötig. Es kann ruhig philosophischer werden, finde ich. Und tatsächlich, Rettung naht: Spiele werden immer kommunikativer, seit man auch online ordentlich spielen kann. Philosophie ist eigentlich nichts anderes als Kommunikation. Also wird das Spiel immer philosophischer. Quod erat demonstrandum oder wie der Philosoph sagen würde: Da haben wir den Salat.

Mit ökologisch angebauten Grüßen

Ihr Andreas Raabe

erschienen im kreuzer 04.10

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