Immer dasselbe Spiel

Der Bitprof erkennt den Trend, singt eine Ode an Gotye und will in dunklen Schlössern sterben

Man höre zu, lausche still und wundernd den Worten des Erzählers, der es wissen muss: In Leipzig werden Vierlinge geboren, die Millennium-Trilogie kommt noch einmal ins Kino, der stampffüßige Hobbit auch, Tag für Tag geht die Sonne unter, jeder erzählt von einem Sänger namens Gotye, und immer mehr Menschen klagen über eine schlimme Sucht nach ausländischen Fernsehserienprodukten.

Der Trend geht ganz klar zur Serie, zum Immergleichen, leicht modifiziert, zum Da-weiß-man-was-man-hat. Plötzlich fangen die Leute an, jeden Tag zur Arbeit zu gehen, zur selben Zeit ins Bett zu schlüpfen, jeden Tag mehr als nur die Unterhose anzuziehen, regelmäßig abzuwaschen oder in Serie keine Zigaretten mehr zu rauchen. Begründet ist das, wie alles Langweilige, im Älterwerden. Aber auch in einer Sehnsucht danach, sich endlich richtig mit den Dingen zu beschäftigen, sich an Bekanntem zu laben, statt ständig alles neu zu machen. Was für den Einzelnen gilt, kann auch für ganze Popkulturen gelten. In der Musik zum Beispiel. Wie sonst ließe sich erklären, dass Gotye, supersympathisches Musikgenie, Hitproduzent und knapp hinter Justin Bieber die zweitbeliebteste Person im ganzen Internet, sich anhört wie das per Bauchhöhlenschwangerschaft zur Welt gebrachte Kind von Sting und Peter Gabriel – und  gerade deswegen geliebt wird?

Ich auf jeden Fall kann nicht mehr ständig neue Computerspiele spielen. Sie nerven mich, und darum möchte ich nur noch mit dem guten, alten »Solid Snake« um die Ecke robben oder in den dunklen Schlössern von »Dark Souls« sterben, wieder und wieder. Das Alte und Schöne, überprüft am harten Alltag: Es schenkt die Sicherheit, nach der wir uns sehnen, und gerne stehen wir an seiner Seite. Bis wieder alles zusammenbricht.

Hoffentlich bald, wünscht
Ihr Andreas Raabe

erschienen im kreuzer 02.12

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